Da wärt ihr also: Rabenfurth. Es ist eine Weile her, dass ihr das letzte Mal einen Fuß in diese Stadt gesetzt habt und in euren Vorstellungen war eure neuerliche Ankunft auch eher mit der einen oder anderen Parade – oder zumindest einer kleinen Anerkennung eurer Heldentaten – verknüpft. Dummerweise durchlebt ihr im Heldengeschäft gerade eine kurze Flaute, und so fürchtet ihr allmählich, dass weder das eine noch das andere in naher Zukunft geschehen wird. Immerhin hat aber zumindest euer Freund Hubert aus Delasburg wohl einen Bekannten an der Universität, der gerade ein paar Helfer gebrauchen kann. Arbeit ist in jedem Fall Arbeit, und so überfliegt ihr noch einmal Huberts Brief und macht euch auf den Weg.
Lektorat und Denkanstöße durch Ascyreon und Bloodclaw - Vielen Dank Ishan
Dungeon: Ahnenforschung
Anforderung an deine Gruppe:
Anspruch allgemein:
Höhe der Paradewürfe:
Wichtigste Paradeart:
Nahkampf, Fernkampf, Sozial, Magie
Höhe der Angriffswürfe:
Wichtigste Angriffsart:
Fernkampf, Magie
Anmerkung:
Hier wird euch alles abverlangt: Mut, Trinkfestigkeit, hohe Angriffswürfe und vielfältige hohe Paraden. Positionsübergreifende Angriffe und Buffs sind hier besonders hilfreich, während Nahkämpfer teilweise nur hilflos in der Gegend rumfuchteln und manchmal am besten garnichts tun. Die Gruppe sollte auf einige zufällige Begebenheiten vorbereitet sein. Viel Glück!
Ein wenig Zeit ist schon vergangen, seit ihr an dem großen Gebäude angekommen seid, und so langsam beschließt ihr, dass es mit dem Staunen genug ist und ihr euch ins Innere begeben solltet. Sicherheitshalber kramt ihr in den Tiefen eures Rucksacks noch einmal nach dem Namen eures Kontaktmannes in der Universität und betretet dann die altehrwürdigen Hallen. Als ihr die Gänge entlangschreitet und eure Augen über die Unmengen von Dankesschriften, Gemälden vergangener Dekane und Würdigungschreiben unterschiedlichster Erfolge gleiten, fühlt ihr euch mit der Zeit immer besser. Es war wohl doch keine so schlechte Idee, diesen Auftrag hier anzunehmen. Ihr könnt das angesammelte Wissen förmlich riechen und seid euch sicher, dass ihr bereits klüger geworden seid, nur weil ihr hier entlanglauft. Kurz erinnert ihr euch an Cedryc, und ein mitleidiges Lächeln schleicht sich auf eure Lippen, als ihr daran denkt, wie der arme Kerl Nachtwache in der Bücherei schieben muss. Dies hier ist mit Sicherheit viel interessanter. So beschließt ihr, dem guten alten Cedryc nach diesem Auftrag hier einen kleinen Besuch abzustatten – nachdem ihr ja nun ohnehin in der Stadt seid, kann er sicherlich ein Bier vertragen … Wie es ihm in letzter Zeit wohl so ergangen ist?
„Ähm, Verzeihung, was genau kann ich für die Herrschaften tun ?“
Ihr zuckt kurz zusammen und stellt fest, dass ihr derart in Gedanken wart, dass ihr beinahe einen der Portiers hier umgerannt hättet. Beschämt hüstelnd kramt ihr erneut Huberts Brief hervor, überreicht ihn dem Mann und nennt außerdem den Namen eurer Kontaktperson, gespannt und bereit, endlich loszulegen. Kurz überfliegt der Portier die Zeilen, nickt knapp, schüttelt jedoch dann zu eurer Überraschung den Kopf.
„Tja, tut mir leid, dieser … Hubert … scheint wohl nicht übermäßig gut informiert zu sein. Nun, Delasburg ist auch nicht Rabenfurth, nicht wahr?“
Als er eure fragenden Blicke sieht, seufzt der Mann leicht, winkt euch mit sich und geht ruhigen Schrittes den Gang weiter.
„Seht Ihr, abgesehen davon, dass Gondulin von Steintal hier nur Gastprofessor war und sein Labor darüber hinaus ohnehin an einem anderen Ort hatte, ist er seit längerer Zeit verschwunden. Ihr könnt ihn natürlich suchen gehen, wenn Ihr wollt, aber ich bin mir sicher, dass er im Moment hier keine …“, der Portier wirft wieder einen schnellen Blick in Huberts Brief, „nun … außergewöhnlich geschickte Assistenten und Helfer in der Not … gebrauchen kann.“
Mit diesen Worten übergibt er euch wieder das Schreiben und der folgende Blick macht euch ziemlich klar, dass nun von euch erwartet wird, euch still und heimlich auf den Weg zu machen, idealerweise direkt nach draußen. Niedergeschlagen seht ihr euch an, doch habt ihr im Grunde keine Wahl – dieser „Auftrag“ ist wohl vorbei, bevor er angefangen hat. Grummelnd macht ihr auf der Stelle kehrt und beachtet nicht den Boten, der an euch vorbeieilt, während ihr euch Gedanken macht, wie es nun am besten weitergeht. Vielleicht besucht ihr Cedryc einfach etwas früher? Es mag ja sein, dass eine Bücherei nicht so glanzvoll wie eine Universität ist, aber es ist doch immerhin die Bücherei von Rabenfurth! So langweilig kann es dort also gar nicht sein, eigentlich hat Cedryc doch eine ziemlich gute Anstellung. Ihr nickt euch gegenseitig zu und seid bereits fast wieder bei den Toren angelangt, als ihr plötzlich eine Stimme hinter euch hört.
„Einen Moment, die Herrschaften, wenn Ihr erlaubt!“
Fragend dreht ihr euch um und blickt auf den Portier, der euch ein weiteres Mal mustert.
„Wenn die Herrschaften doch noch an einer Aufgabe interessiert sind … nun … vielleicht ergibt sich ja hier eine Möglichkeit für … Helfer in der Not.“
Sonderlich erfreut seid ihr über den Unterton am Schluss nicht, doch ergibt sich hier wohl gerade die Gelegenheit, ein wenig Gold zu verdienen, weshalb ihr dem Mann bedeutet, fortzufahren.
„Seht Ihr, es scheint als würde es an dieser Universität mittlerweile zum guten Ton zu gehören, einfach zu verschwinden. Eine junge Dame, Fräulin Rivil ist seit heute morgen abgängig, und auch wenn da noch nicht sonderlich viel Zeit verstrichen ist, so macht man sich dennoch … Sorgen um sie.“
Erneut gefällt euch der Unterton des Mannes am Schluss seines Satzes nicht, doch wenn es hier nur darum geht, ein Mädchen aus großer Gefahr zu retten, nun, damit habt ihr jede Menge Erfahrung.
„Fräulin Rivil neigt dazu … sich … nun … nicht immer der angebrachten Methoden zu bedienen, wenn es um ihre Forschungen geht“, fährt der Portier dann fort, „und so ist sie auch heute in einen Bereich der Stadt mit … zweifelhaftem Ruf aufgebrochen, da sie dort … Augenzeugenberichte in Bezug auf ihr neuestes Forschungsprojekt einholen wollte. Es wäre eine Schande für die Universität, wenn wir ein Mitglied durch einen möglichen Zwischenfall verlieren sollten, von daher möchten die Herrschaften vielleicht nach ihr sehen? Ich könnte Euch den vermuteten Ort ihres Gespräch auf Eurer Stadtkarte markieren.“
Ihr braucht nicht lange zu überlegen und reicht dem Mann eure Karte. Diese Art von Aufgabe klingt schon sehr viel besser – ein wenig hofft ihr sogar auf Ärger, denn die Universität zeigt sich sicherlich sehr dankbar für die Rettung eines Institutmitglieds. Noch dazu kommt eine junge Dame, die an diesem Ort ein eigenes Projekt betreut, mit Sicherheit aus gutem und wohlhabendem Hause und ihre Familie würde sich gewiss über alle Maßen freuen, wenn die Retter in der Not das verlorene Schäfchen wohlbehütet nach Hause zurückbrächten. Wenn ihr so darüber nachdenkt, müsste da doch mindestens eine Dankesschrift im Eingangsbereich für euch drin sein … vielleicht noch ein kleines Gemälde dazu? Mit breitem Grinsen nehmt ihr schließlich die Karte wieder entgegen und macht euch auf den Weg. Tja, Cedryc wird dann doch noch etwas warten müssen, aber wenn ihr ehrlich seid: Eine Bücherei ist eigentlich doch nur eine Bücherei, selbst die von Rabenfurth.
Die Abenddämmerung hat bereits eingesetzt, als ihr in dem markierten Bereich eintrefft, und so langsam macht auch ihr euch Sorgen um das Fräulein. Selbst wenn hier offensichtlich nicht hinter jeder Ecke ein Meuchelmörder lauert und man euch in Ruhe lässt, so seid ihr doch eine ganze Gruppe – eine junge Frau allerdings, hier allein unterwegs? Die Vorstellung gefällt euch überhaupt nicht, und so macht ihr euch schleunigst auf die Suche, nur um hinter der nächsten Ecke beinahe ein paar Gestalten über den Haufen zu rennen. Die Männer sehen euch kurz missbilligend an, beachten euch aber nicht weiter, sondern wenden sich lieber einer anderen Person zu, auf die schließlich auch euer Blick fällt: An der Wand vor euch seht ihr eine junge Frau, die selbst auf dem überfüllten Marktplatz von Tiefenfels jedermann auffallen würde – ihr könnt kaum sagen, was euch zuerst ins Auge sticht. Zum einen wäre da ihre unnatürlich dunkle, fast schwärzliche Haut, die in starkem Kontrast zu den Kaskaden von weißem Haar steht, welche ein ausnehmend hübsches Gesicht einrahmen, aus dem strahlende, silbrige Augen gerade wütend in die Menge funkeln. Zum anderen wäre da aber auch noch ihre ausschließlich in Silber und Weiß gehaltene Kleidung, die jedoch auch auf den zweiten Blick nur aus über das Knie reichenden, hochhackigen Stiefeln, einem bodenlangen, aber gleichsam beidseitig hoch geschlitztem Rock und einer knappen, bauchfreien Bluse besteht, die nur mit viel Wohlwollen die Bezeichnung einer solchen überhaupt verdient.
„Hey, Schätzchen, abgesehen davon, dass wir’s gar nich’ leiden können, wenn hier Schwarzelfen rumlaufen, hast du uns gefälligs’ was zu bezahlen, wenn du meins’, durch unser Gebiet ma’schieren zu müssen“, knurrt ein Bär von einem Mann mit vernarbtem Gesicht und hämischem Blick, während die umherstehenden Männer grinsend ihre Zustimmung bekunden. Die junge Frau scheint sich dadurch aber nicht beeindrucken zu lassen, sondern zieht nun ihrerseits spöttisch eine Braue hoch und funkelt den Mann vor ihr herausfordernd an.
„Zuerst: Ich bin keine Schwarzelfe, doch von jemandem wie dir habe ich so viel Wissen auch gar nicht erwartet. Des Weiteren gehe ich hin, wohin es mir passt – und wenn ich beschließe, dass ich genau hier meine Kreise ziehe, dann tue ich das auch, egal, wem dieses Gebiet gehört. Ach ja, und wenn ich euch Geld gebe, dann nur, wenn ihr mir versprecht, dass ihr euch davon etwas Seife kauft, doch würden dumme Trolle wie ihr die wohl eher essen, anstatt sich damit zu waschen.“
Ihr könnt förmlich sehen, wie dem Mann vor euch das Grinsen im Gesicht zu gefrieren beginnt; und auch wenn ihr euch nicht in einen Streit unter Gewerbetreibenden einmischen wollt, so könnt ihr einfach nicht mitansehen, wie diese Muskelprotze eine junge Frau zu Brei schlagen – auch wenn sie schon sehr wie eine Schwarzelfe aussieht. Seufzend beschließt ihr, hier erst einmal Partei zu ergreifen – Fräulein Rivil werdet ihr auch in ein paar Minuten noch suchen können. Als kurz darauf das erste Messer in Richtung der Elfe geflogen kommt, wehrt ihr es flink ab, und einen Augenblick später ist es mit dem ruhigen Tag schon wieder vorbei.
Zufrieden klopft ihr euch die Hände ab und blickt auf die Gestalten vor euch am Boden. Ein wenig Mitleid verspürt ihr schon mit ihnen, doch gibt es einfach keine Entschuldigung dafür, eine wehrlose Frau anzugreifen. Ihr überprüft gerade, ob jemand von euch ernsthafte Verwundungen davongetragen hat, als ihr aus den Augenwinkeln einen Schatten wahrnehmt.
Verflucht, habt ihr jemanden übersehen? Eure Finger fliegen förmlich zu euren Waffen, als der Schatten einen schmerzhaften Laut von sich gibt und kurz darauf ein weiterer Schläger vor euch in den Dreck kippt. Einen Moment blickt ihr ihn verblüfft an, ehe ihr eure Blicke nach vorne wendet, wo ihr gerade noch seht, wie die junge Frau zwei Messer irgendwo an oder sogar in ihren Stiefeln verschwinden lässt und euch dann mit einem zauberhaften Lächeln bedenkt.
„Das war wirklich außerordentlich nett von Euch, vielen Dank für Eure Hilfe. Es wäre zwar nicht unbedingt nötig gewesen, aber so muss ich wenigstens meinen Rock nicht sofort wieder waschen. Dieser Straßendreck ist äußerst hartnäckig, wenn Ihr versteht.“
Wie um ihre Worte zu unterstreichen, klopft sie ein wenig auf den eigentlich doch sehr teuer aussehenden Stoff und wendet sich dann wieder euch zu.
„Wie dem auch sei: Was führt denn Leute wie Euch hierher, noch dazu zu dieser Stunde? Ihr seht mir gar nicht aus wie das übliche Gesocks, das man hier so findet.“
Schnell erklärt ihr eure Situation und wollt euch auch schon wieder auf den Weg machen, als die junge Frau vor euch in ein fast mädchenhaftes Kichern ausbricht und dann den Kopf schüttelt.
„Das ist ja niedlich, Ihr seid richtige Helden, nicht wahr? Naja, wie dem auch sei, gehen wir erstmal, ich bin hier ohnehin fertig.“
Mittlerweile ist euch diese Frau nicht mehr so ganz geheuer. Ihr habt ja nicht nur Geschichten von Schwarzelfen gehört, ihr habt es auch schon mehrmals mit ihnen zu tun bekommen – und auch wenn die Elfe vor euch nicht gerade feindselig wirkt, so ist sie doch zumindest … seltsam. Als die junge Frau euer Zögern bemerkt, lacht sie leise auf und streicht mit einer fließenden Geste eine Haarsträhne aus dem Gesicht, bevor sie euch verschmitzt zuzwinkert.
„Ich vergaß, ich hab’ mich noch gar nicht vorgestellt, stimmt’s? Nun, ich bin Alyssa, Alyssa Rivil – und erfreut, Eure Bekanntschaft zu machen.“