Blut und WeinMit einem Nicken verabschiedet ihr euch von dem alten Mann am Stand und geht dann einige Schritte, bevor ihr euch grübelnd anseht. Dies war bereits der vierte Obsthändler und keiner von ihnen hatte Ayienko-Beeren in seinem Angebot. Bis auf einen wussten sie nicht einmal, dass es diese Frucht überhaupt gibt. Der eine Händler hatte auch nur den Kopf geschüttelt und gemeint, dass man aus diesen Beeren vor langer Zeit angeblich eine besondere Art von Wein hergestellt habe, er heute jedoch niemanden mehr kennen würde, der dies noch tut.
Aus der Nähe sieht der Wagen noch um einiges schäbiger aus, als ihr gedacht habt, doch immerhin entdeckt ihr mehrere leere Flaschen und einige kleine Fässer, die mit verschiedensten Flüssigkeiten gefüllt sind. Wohlriechend sind allerdings die wenigsten von ihnen. Zu eurer Enttäuschung läßt sich aber niemand ausmachen, der eure Fragen beantworten könnte und so zieht ihr schließlich frustriert wieder ab.
Als ihr die Gasse erreicht, erblickt ihr mehrere Gestalten, die über einem alten Mann stehen und ein Bündel durchwühlen. Der Alte ist sichtlich verletzt und hat seine Hilferufe längst aufgegeben, was die Männer nicht davon abhält, ihn erneut zu treten. Scheinbar hatten sie sich mehr von seinem Bündel versprochen. Runde 1 Angreifer:
Verteidiger:
Angreifer:
Verteidiger:
Die Angreifer haben gesiegt! Keuchend sinkt der letzte Dieb zu Boden und ihr widmet den Halunken keinen weiteren Blick mehr. Es hat gut getan, diese Männer zu bestrafen, doch nun ist es wichtiger, für das Wohlergehen des Alten zu sorgen. Vorsichtig behandelt ihr seine Wunden und helft ihm zu einer Kiste, auf der er sich benommen niederläßt. Es dauert eine ganze Weile, bis er euch anzuschauen wagt und seine offensichtliche Verängstigung überwindet. Als er euch schließlich dankend zunickt, sind seine Augen abschätzend geworden. „Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal selbstlose Hilfe in Yoldat gesehen hätte,“ spricht er mit leiser, aber noch kraftvoller Stimme. „Ich danke euch! Doch sagt mir: Ihr seid doch nicht von hier, nicht wahr? Was treibt euch in diese Gegend?“ Einen Moment lang zögert ihr, doch schließlich zuckt ihr nur die Schultern und erzählt dem Alten alles. Ihr berichtet von dem Diebstahl des Ringes, eurem Weg durch die Wüste, dem Treffen mit dem Irren, seinem Lied und dem Vorfall in dem Laden des Kobolds. Der Mann unterbricht euch nicht einmal. Anschließend nickt er knapp und hält euch dann auffordernd den Arm hin. Vorsichtig stützt ihr ihn erneut und stellt überrascht fest, dass er den schäbigen Stand mit den Flaschen ansteuert. „Ich war gerade auf dem Weg nach Hause, um etwas zu holen“, erzählt er, während ihr ihm auf die Wagenfläche helft, er sich eine Flasche nimmt und dann beginnt, etwas von einer der übel riechenden Flüssigkeiten hinein zu füllen, „als mich diese Kerle überfallen haben. Normalerweise habe ich meine Ruhe, da alle wissen, dass ich arm bin, doch vielleicht waren diese Räuber neu in der Stadt und kannten sich noch nicht so gut aus.“ Fest verschließt der Mann dann die Flasche, schüttelt sie kurz und besieht sich noch einmal den Inhalt, bevor er sie an euch weiterreicht und euch ernst betrachtet.
„Das ist lysierter Wein aus Ayienko-Beeren. Heute trinkt das niemand mehr, doch vor langer Zeit, da war dies ein wertvolles Geschenk und wurde von den Alten geschätzt. Tränen verklären für einen Moment seinen Blick und sein Kummer erfüllt auch euer Herz, als ihr die Flasche entgegennehmt. Ihr schweigt, bis er sich wieder gefaßt hat: „Wie dem auch sei, die Worte des Mannes aus der Wüste, die gehören zu einem uralten Ritual. Der Vater meines Vaters hat mir davon erzählt. Es ist nur eine Legende und niemand weiß, ob es etwas bewirkt. Wenn ihr es jedoch wirklich versuchen wollt, dann geht mit den Kerzen und dem Wein in die Katakomben unter dem Tempel von Raw’lak, einer Siedlung im Westen. Ihr erreicht sie am leichtesten über den Fluss … im Hafen gibt es viele Boote, ihr werdet dort schon eines finden.“ Ihr seht dem Alten an, dass er froh ist wie lange nicht mehr und einen Moment verspürt ihr das Bedürfnis ihn zu fragen, ob er euch begleiten will, doch in euren Herzen kennt ihr bereits die Antwort. Ein stummes Nicken und eine freundlich erhobene Hand sind alles, was euren Abschied begleitet und so macht ihr euch zum Hafen auf, um euer Glück in Raw’lak zu versuchen. |