Knirschend zerbirst das Stundenglas.
Feiner Sand verweht im Wind.
Dann treibt euch der Aufprall im eiskalten Wasser die Luft aus den Lungen. Schäumende Gischt raubt euch die Sicht und die Schwärze der Nacht hilft auch nicht gerade bei der Unterscheidung von oben und unten. Sternenlicht, hah! Aber es gelingt euch, eure Orientierung wiederzuerlangen. Etwas weiter flussabwärts taucht prustend eine schlanke Gestalt auf und reckt ihre Sense in die Höhe. Die Klinge ist von einem silbernen Leuchten durchzogen, das ihr vorher nie bemerkt habt - weil es nie dagewesen ist?
Euch wird bewusst, dass dies vor allem eins bedeutet: Ihr habt es geschafft. Das Stundenglas von Myrioka ist zerstört und wird nie wieder für Unfrieden sorgen. Die Zukunft wird wieder ungeschrieben sein und die Vergangenheit wird Vergangenheit bleiben. Eine Vergangenheit, an die ihr euch nur zu gut erinnert....
"Zeitgeist!" Sprechen, hatte der Elf gesagt, aber wenn man von einem tosenden Fluss, der zudem das zarte Sternenlicht reflektieren muss, auf eine Kutsche zujagt, während man eine fragile Sanduhr in den Händen zusammenfügt, ist es unmöglich, die Formel - den Namen - nicht laut zu schreien. Ihr werdet aus dem Fluss heraus nach hinten, oben, gerissen und fliegt bis zur Brücke hoch, auf und in die Kutsche, die hinter den ausbrechenden, panisch wiehernden Pferden wild schlingernd rückwärts fährt.
Da erinnert sich der Herbstzeitlose und vertraut euch das Artefakt an. Für einen Augenblick zögert der Elf und vor euren Augen macht das Rad der Geschichte bereits eine weitere Drehung.
"Jetzt! Gib uns das Stundenglas, Linnhor!"
Vor euch, am Ende der tiefen Holzbrücke, seht ihr einen Mann durch die Nacht laufen, der hämisch eure unkontrollierte Fahrt beobachtet. "Der Hinterhalt wird uns umbringen. Wir werden in den Fluss stürzen." flüstert euer elfischer Begleiter resignierend. Trotz dem heftigen Schaukeln der Kutsche hält er das Stundenglas in der Hand und beobachtet besorgt, wie der weiße Sand in den oberen Kolben rieselt. Aufgeregt fügt er hinzu: "Der Sand ist fast durchgelaufen! Wir haben keine Zeit mehr!"
Dann ein lauter Knall, untermalt vom erneuten Wiehern der Pferde. Die Kutsche kippt fast von der Brücke, unter ihr explodiert ein Schwarzpulversatz. Ein Blick nach hinten beruhigt auch euch nicht gerade: Im Mondlicht glitzern die hellen Felle der blutrünstigen Wölfe, die ihr nicht erlegen konntet.
Düsterwölfe hin oder her, da mussten schon ganz andere Biester dran glauben. Ihr zieht eure Waffen, während die Distanz zu den Wölfen langsam wächst. Die knallenden Zügel lassen die Pferde etwas langsamer zurückrasen. Knirschend springt die Kutsche über den holprigen, schlecht befestigten Weg. Stehenbleiben? Wie stellt Linnhor sich das bitte vor?!
"Sie wird sonst unser Ende sein. Wir müssen stehenbleiben! Eine Falle, ich spür's genau - aber wo?"
Dann verschwinden die Wölfe im schwarzen Wald. Lautes Heulen mischt sich in das protestierende Knacken eures überbeanspruchten Gefährts, als ihr um die Biegung rast und freie Sicht auf eure Verfolger dort hinter erhaltet. Es sieht gar nicht so aus, als würden sie euch weiterjagen, denn sie stehen mit dem Gesicht zum Wald und pfeifen schrille Melodien auf bleichen Flöten.