Drei Tage seid ihr jetzt unterwegs. Lange Tage, die sich so träge dahinwälzen wie das dicke Blut in euren Adern.
"Mein armes, geschundenes Hinterteil", stöhnt Lanasthur, als ihr ihm von seinem Kamel helft. Der hagere Mann, der bestimmt schon zwanzig Jahre mehr als ihr auf dem Buckel hat, grinst euch freundlich an: "Nächstes Mal lasse ich mich im Schlitten ziehen. Das letzte Mal, als ich nach Zab'yennah gereist bin, war ich noch jünger und kräftiger."
Doch auch euch hat der Ritt durch die Wüste angestrengt. Eure Lungen sind von der Hitze ausgedörrt, die Lippen aufgesprungen und der allgegenwärtige Sand scheuert euch nicht nur die Füße wund.
Yalneezah, wüstenkundiger Aswadi und gleichzeitig Führer eurer Karawane, tritt an euch heran und erklärt in fast akzentfreiem Grenzländisch: "Es gibt Sturm. Morgen."
Die ersten Worte seit heute früh - in der Wüste spart man seinen Atem.
Er deutet auf den karmesinroten Feuerball, der, merkwürdig verschwommen, kurz über dem Horizont wabert. "Wir brechen noch vor der Dämmerung auf."
Er entfernt sich wieder, um beim Aufstellen des Lagers zu helfen. Kamele werden angepflockt, Leinensegel gegen den bald abkühlenden Wind aufgestellt und erste Feuerstellen errichtet. Bald schon lodern die Feuer am Boden, als wollten sie den funkelnden Sternen am Himmel nacheifern.
Plötzlich ein Trommelschlag. Dann ein zweiter. Musik? In die Nomaden kommt Bewegung. Ein Tanz, hier und jetzt - wie war das noch gleich mit Kräfte sparen? Verblüfft beobachtet ihr, wie sich die Wüstenbewohner um ein Feuer versammeln und dort ekstatisch herumspringen. Dann verkeilen sich die ersten im wilden Kampf miteinander.
"Ein altes Ritual", beruhigt euch Lanasthur. "Es dient dazu, ihren Gott Sarisani zu beschwichtigen, damit der Sturm uns morgen verschont. Jede Anstrengung, die zu seinen Ehren heute unternommen wird, soll ihnen morgen doppelt und dreifach erspart bleiben."
Nach einer Weile fügt er hinzu: "Vielleicht solltet ihr auch mitmachen. Es könnte sein, dass sie sonst morgen ohne uns weiterziehen."
Ihr braucht etwas, um diesen Kommentar zu verdauen. Überraschen würde euch das nicht. In der halben Woche habt ihr schnell begriffen, dass das raue Leben der Nomaden nur wenig Platz für großzügige Gesten lässt. Und dass ihre Loyalität in erster Instanz ihren vertrauten Bräuchen und nur zweitrangig der herzoglichen Bezahlung gilt.
Unsicher tretet ihr ans Feuer und schließt euch bemüht dem Tanz an. Kurz darauf werdet ihr von den Wüstenbewohnern angegriffen.