Der Saal ist ein einziges Schlachtfeld. Bunte Schleier, Wein, Essen, Scherben und zahlreiche Körper bedecken den Boden, dessen grauer Marmor nur noch an wenigen Stellen sichtbar ist. Der Sultan hat sein dekadentes Leben ausgehaucht, wie die Bissspuren an seinem Körper mehr als deutlich beweisen.
Ihr eilt zu Lanasthur, der gerade wieder zu sich kommt. "Raus hier", stöhnt er. Ihn stützend schreitet ihr nach draußen. Keine der verbliebenen Wachen wagt es, Hand an euch zu legen. Laue Nachtluft umweht euch, die nur langsam euer von der Schlacht im Palast erhitztes Gemüt abkühlt.
"Ich ... ich wurde auf meinem Zimmer überrascht", keucht Lanasthur, "Erst waren sie höflich, Boten des Sultans, die mich sprechen wollten. Doch dann schlugen sie mich nieder. Es tut mir leid."
Ihr beruhigt den Diplomaten und bittet ihn, seine Kräfte zu schonen, doch euer erschöpfter Freund ist noch nicht fertig: "Nein, wir ziehen direkt los. Hier wurde genug Blut vergossen und der Herzog muss davon erfahren. Und von der Vision! Ich werde zu Na'andji gehen - einem guten Wüstenführer, mit dem ich auf dem Markt sprach - dass er die Kamele bereitmachen soll. Dieser hastige Aufbruch wird bestimmt mehr kosten, aber hier bleibe ich keine Nacht mehr!"
Stumm denkt ihr an die Kurtisane, von der ihr noch nichts erzählt habt. Lanasthur hat recht; wer weiß schon, welche Sympathisanten des Sultans sich noch hier herumtreiben? Sind dies dort welche?
Vor euch schleichen sich einige Einheimische verstohlen aus ihren Häusern, tuscheln miteinander und werfen euch neugierige Blicke zu. Als ihr euch vom Palast entfernt, tritt einer von ihnen, ein junger Mann mit doch eher heller Haut, vielleicht gar ein Grenzländer, an euch heran. Er muss erkannt haben, dass ihr nicht in Laune für ein Gespräch seid, denn er druckst etwas herum, bevor sein Wissensdurst siegt:
"Wir ... hören Schreie ... Tiere, Menschen. Was ist mit Sultan? Ihr kommt von Palast ... und lebt ... könnt sagen, was passiert?"
Nein, diese Menschen zeigten keine Zuneigung zum Sultan. In der Stimme des jungen Mannes klingt eher zaghafte Hoffnung. Ihr unterbrecht abrupt das unerträgliche Gestammel - das tatsächlich in akzentbehaftetem Grenzländisch vorgetragen wird - und unterbreitet knapp die Nachricht, die euer Gegenüber hören will: "Der Sultan ist tot."
Lanasthur stutzt ob eurer Direktheit, doch er stolpert mit euch weiter, vorbei an dem verblüfft schweigenden Oasenbewohner, der nach einem Moment der Starre zu den anderen zurückrennt. Hinter euch hört ihr das Geflüster anschwellen, vereinzelt hört ihr überraschte Rufe. Doch niemand reagiert zornig, nur Erstaunen, ehrliches Erstaunen steht in ihren Gesichter geschrieben.
Ihr nutzt den Moment und lasst die Leute entschlossenen Schrittes hinter euch. Alles, was ihr braucht, ist Ruhe. Soll sich jemand anders um die Diplomatie kümmern. Ohne den Sultan wird es in Zukunft leichter fallen, hoffentlich, wenn eure Taten heute keine unangenehmen Konsequenzen nach sich ziehen.
Am Gasthaus holt ihr eure Kamele ab und beladet sie mit euren Gütern - darunter auch zwei Trophäen aus dem Kampf in eurer Vision. Ihr habt keine Ahnung, wie sie hierhergekommen sind - vielleicht hat sie Lanasthur mitgenommen? Egal, die Reise wird lang genug, ausfragen könnt ihr ihn immer noch.
"Lanasthur, wo finden wir diesen Na'andji?" Der alte Mann winkt ab: "Lasst mich das machen, ich bin schon wieder bei Kräften."
Er wankt kurz, sodass ihr euch überzeugen müsst:
"Könnt ihr denn reisen, Lanasthur?"
Der Diplomat lächelt: "Es geht schon. Holt mir nur einen Schlitten ..."